Ortwin Renn: Warum wir uns vor dem Falschen fürchten?

Risikowahrnehmung und Risikobewertung aus der Sicht eines Wissenschaftlers.

 

Warum wir uns vor dem Falschen fürchten“ so lautete der Titel des Beitrags von Prof. Dr. Dr. h.c. Ortwin Renn zum Auftakt des 2. Tages des forschungs- und hochschulpolitischen Werkstattgesprächs der VolkswagenStiftung zum Thema „Couragiert – Risikobereit – Fehlertolerant. Wie kreativ und innovativ ist Europa?“, das am 19./20. September 2014 in Hannover stattfand. Wenngleich das individuelle Lebensrisiko der Menschen in Deutschland in den letzten Jahrzehnten rapide gesunken sei, so glauben dennoch 78 Prozent der Deutschen genau an das Gegenteil.

Besonders groß ist die Angst vor pestizidbelasteten und mit Konservierungsstoffen versehenen Lebensmitteln oder Strahlenverunreinigungen, obwohl beides in Deutschland kaum eine Gefahr darstellt – also massiv als Risiko überschätzt wird.Völlig unterschätzt werden hingegen die gravierenden Lebensrisiken, die mit schlechter Ernährung, Bewegungsmangel, dem Rauchen und Trinken einher gehen. Hier gibt es eine Diskrepanz zwischen unserer individuellen Wahrnehmung und der Welt, wie sie tatsächlich ist. Hier hilft Risikoaufklärung aber leider nur bedingt. Vielmehr bedarf es einer Sensibilisierung für Wahrnehmungsmuster und einer Stärkung der Selbsterkenntnis.

Die Wahrnehmung des Menschen – so das Fazit des Risikoforschers – werde sich erst ändern, wenn er vom Betroffenen zum Beteiligten einer Innovation wird.

Vortrag von Prof. Dr. Ortwin Renn während des ZEIT WISSEN-Preis Mut zur Nachhaltigkeit 2015 zum Thema "Risiko Nachhaltigkeit - nachhaltige Risiken: Welche Risiken bedrohen uns wirklich?"